In vielen Veranstaltungen wie auch in den kirchlichen Gottesdiensten und Messen stehen heute die gute Verständlichkeit des Wortes sowie eine gute Musikqualität im Mittelpunkt der Beschallungsanlage.
Sprachverständlichkeit:
Die Menschen, die Besucher sollen das Wort verstehen und mit ’nach Hause nehmen‘. Man erreicht eine Satzverständlichkeit von ca. 90% bereits bei einer Silbenverständlichkeit von nur ca. 30%. Aber – und das ist zu beachten – das gilt nur für Menschen jungen und mittleren Alters, die muttersprachlich sind. Aus den ca. 30% richtig verstandenen Silben baut sich unser Gehirn mit Hilfe des gespeicherten ‚Wörterbuchs‘, des passiven Wortschatzes, den Kontext zusammen. Bei älteren Menschen arbeitet das Gehirn etwas schwerfälliger. Bei Menschen, die nicht muttersprachlich sind, fehlt ein großer Teil des passiven Wortschatzes.
Daher ist es außerordentlich wichtig, Lautsprecher zu wählen, die im sprachrelevanten Bereich von ca. 150 Hz bis 8 kHz eine neutrale, sprich lineare Übertragung haben. Viele der herkömmlichen sprachorientierten Beschallungssysteme beschneiden aus technischen Gründen bereits bei 4kHz – es fehlen die Unterscheidungsmerkmale vieler Buchstaben.
Ein weiterer Aspekt ist, eine möglichst reflexionsfreie Beschallung zu ermöglichen. Reflexionen erzeugen Nachhall und Echos. Diese lassen das Originalsignal verschwimmen und reduzieren drastisch die Silbenverständlichkeit. Hier sind in der Regel hauptsächlich raumakustische Maßnahmen gefordert. Aber auch durch geschickte Konzeption der Lautsprecher lässt sich der Schall zum Publikum richten, ohne Wände und Decken unnötig anzustrahlen und damit Reflexionen anzuregen.
Musikqualität:
Unter den Begriffen „Worship“, Anbetung oder Ansinge- bzw. Lobpreisgruppe hält der heute gebräuchliche Musikstil immer mehr Einzug in Gemeinden. Aber auch Keyboard oder CD ersetzen hin und wieder den nicht mehr immer verfügbaren Organisten. Um leidiges auf- und abbauen von zusätzlichen Beschallungssystemen für diese Zwecke zu vermeiden, die zudem das gottesdienstliche Ambiente nicht gerade verschönern, gilt es, die eingebauten Beschallungssysteme den heutigen Hörstandards der Hifi – verwöhnten Besucher anzupassen.
Bedienbarkeit:
Verschiedene Anforderungen bedingen komplexe Systeme und Verschaltungen. Stehen ausgebildete Mitarbeiter zur Bedienung zur Verfügung, kann man das über komplexe Mischpulte der Veranstaltungstechnik regeln. Aber die 100 und mehr Knöpfe verwirren den Laien, sei es Küster, sei es ein Jugendlicher, sei es der Pfarrer. Die Steuerung übernimmt heute in der Regel ein programmierbares Mischpult (DSP). Vom Installateur programmiert und eingemessen regelt der Anwender mit wenigen übersichtlichen Knöpfen das Wesentliche.
Prinzipielle Bemerkungen:
Eine optimale Sprachverständlichkeit ergibt sich, wenn folgende Randbedingungen erfüllt sind:
Nachhallzeit kleiner als ca. 1s
linearer Frequenzgang der Lautsprecher zwischen 150 Hz und 10 kHz
akustische Entkopplung des Altarraumes (Aktionsbereich) vom Kirchenschiff (Zuhörerbereich)
Automatisierung, so wenig Mikros wie möglich im momentanen Betrieb
Nachhallzeit:
Die baulichen Gegebenheiten prägen die vorhandene Nachhallzeit und Abbildung des Frequenzspektrums.
Durch eine geschickte Wahl der Lautsprecher lässt sich die Anregung des Nachhalls zumindest zu einem Teil vermeiden bzw. reduzieren. Hier ist eine stark vertikal bündelnde Abstrahlung hilfreich, um einerseits den Raumhall so wenig wie möglich anzuregen, um andrerseits die abgestrahlte Schallleistung zum Zuhörer und nur dahin zu „transportieren“. Bei langgestreckten Räumen ist zusätzlich eine dezentrale Beschallung in Erwägung zu ziehen um zu gewährleisten, dass möglichst viele Zuhörer in den Bereich des Direktschalls kommen (Begriffsbestimmung siehe Anhang).
Die Abstrahlrichtung der Lautsprecher sollte dergestalt sein, dass der Schall sich vertikal auf den unmittelbaren Zuhörerraum begrenzt, d.h. die vertikale Öffnung sollte max. 15° bis 20° betragen und unmittelbare Reflexionen an den hinteren und seitlichen Wänden und Brüstungen der Emporen so gut wie vermieden werden.
Linearer Frequenzgang:
Viele Unterscheidungsmerkmale (insbesondere der Konsonanten) der gesprochenen Worte liegen im Frequenzbereich oberhalb 5 kHz. Viele herkömmliche Tonsäulen übertragen aus technischen Gründen diesen Bereich nicht bzw. kaum mehr. Hier ist auf eine bessere und ausgewogene Übertragung zu achten bis ca. 10 kHz. Die Steuerung / der Verstärker sollte über einen guten Equalizer verfügen, über den bei der Einmessung festgestellte Nichtlinearitäten in der Übertragungskette ausgeglichen werden können.
Eine hochwertige Lautsprecherbox mit ausgewogenem Frequenzgang und starker Bündelung ist somit der richtige Ansatz. Der ausgewogene Frequenzgang führt zudem dazu, dass diese Boxen ebenfalls für hochwertige Musikwiedergabe (ergänzt mit einem Basslautsprecher) einsetzbar sind.
Akustische Entkopplung Aktionsbereich – Zuhörerbereich:
Ist die Beschallungsanlage im Bereich der Mikrofone zu hören, nehmen die Mikrofone neben dem Sprecher auch das zeitlich verzögerte Signal aus den Lautsprechern auf und verstärken dieses mit. Im besten Fall klingt die Sprache dann nur etwas verhallter, im schlechtesten Fall kommt es zu einer Rückkopplung. Daher sollte man immer versuchen, die Lautsprecher dergestalt auszurichten und zu wählen, dass eine Einstrahlung in den Aktionsbereich nicht oder nur schwach auftritt. Insbesondere wenn mit mehr als einem offenen Mikrofon agiert wird, ist dies eine Grundvoraussetzung für eine stabil funktionierende Anlage.
Auf der anderen Seite führt das dazu, dass man sich selbst nicht mehr so laut über die Anlage hört wie vielleicht über eine ältere, schlecht richtende Anlage. Ist ein Mithören im Aktionsbereich unbedingt notwendig, muss hier ein kleines, extra regelbares Monitoring dazwischengeschoben werden, wie es auf allen Bühnen, Theatern, etc. die Regel ist.
Automatisierung:
Jedes zusätzlich aktiviertes Mikrofon reduziert den Punkt zur Rückkopplung um 3 dB. D.h. bereits bei zwei Mikrofonen erreicht man nicht mehr die gleiche maximale Lautstärke wie bei nur einem.
In gottesdienstlichen Leben sind meist 3 bis 4 Mikrofone involviert, Altar, Altar Richtung Gemeinde, Kanzel, Rednerpult. In der Regel wird davon aber nur eines genutzt. Heutzutage gibt es intelligente Steuerungen, die unmerkbar im Hintergrund lediglich das angesprochene Mikrofon öffnen und somit die maximale Lautstärke halten. Werden zwei Mikrofone gleichzeitig angesprochen, werden beide automatisch etwas reduziert, die Grenze wird gehalten.
Rückkopplung:
Aufgrund der räumlichen Nähe der Bühne und der Lautsprecher, wird die Rückkopplungsproblematik in diesem Saal/Kirche nie ganz auszuschließen sein (Rückkopplung = lautstarkes Pfeifen in den Lautsprechern).
Im Betrieb einer Lautsprecheranlage trifft ein Teil des Schalls, Sprache oder Musik, den die Lautsprecher abstrahlen, wieder auf das oder die vorhandenen Mikrofone. Das Mikrofon nimmt dem Schall auf, es wird verstärkt und wieder vom Lautsprecher abgestrahlt. Der Kreislauf wiederholt sich, wobei durch die jeweilige Verstärkung der abgestrahlte Schall immer lauter wird. Erreicht dieses Schallsignal die Lautstärke des Originals, macht sich das als ein „Ringen“, „Oszillieren“ oder unschönen „Hall“ bemerkbar. Wird nichts dagegen unternommen endet es meistens in einem unschönen Pfeifen oder Dröhnen. Dies entsteht, da die Übertragungskette ‚Mikrofon – Lautsprecher‘ nicht für jede Frequenz genau die gleiche Güte hat, d.h. an einigen Frequenzen steigt die Lautstärke schneller an als an anderen.
In halligen Räumen wird ab einem bestimmten Lautstärkelevel dieser Punkt unabhängig von der Position der Lautsprecher und des Mikrofones erreicht.
Elektronische Verzögerung weiter hinten liegender Lautsprecher bei dezentralen Systemen (Delaylines):
Diese gleicht den Laufzeitunterschied zwischen der Schallwelle in der Luft, die sich relativ langsam ausbreitet und der Signalgeschwindigkeit zu den weiter hinten liegenden Lautsprechern (im Kabel in Lichtgeschwindigkeit) aus. Ziel ist, dass der jeweilige Zuhörer, an dem Punkt, an dem er sich befindet, die Stimme aus allen Lautsprechern, die er wahrnehmen kann, zum nahezu selbigen Zeitpunkt hört. Damit hört er die Stimme nur ein einziges Mal und damit wesentlich klarer, als wenn er den weiter vor ihm liegen Lautsprecher zeitlich nach dem Lautsprecher, der sich unmittelbar in seiner Nähe befindet, hört.
Ist die Anlage in dergestalt Art konfiguriert und gesteuert, dass der vorderste Lautsprecher knapp als erstes wahrgenommen wird, orientiert sich die gefühlte Richtungsortung nach vorn, auch wenn die Hauptschallleistung eigentlich von der Seite kommt (sogenannte Haas – Effekt).