– zwischen ‚mal – schnell – gemacht‘ und einem (semi-)professionellen Ansatz
War vor noch nicht vielen Jahren eine Gottesdienstübertragung über das eigene Umfeld hinaus, z.B. im Rahmen eines Fernsehgottesdienstes eher wenigen großen und bekannten Kirchgemeinden vorbehalten, bietet das Internet heute Möglichkeiten, die vor 30 Jahren zur Zeit der Wiedervereinigung noch undenkbar waren.
Videotelefonie wie Skype, WhatsUp, Telegram und wie sie alle heißen, Konferenzschaltungen à la Zoom und Videoübertragungen in Echtzeit (na ja, fast), z.B. über YouTube oder Facebook sind inzwischen sogar werbefinanziert kostenlos oder für wenig Geld allen zugänglich. Hauptsächlich aber von jungen Menschen und Firmen aktiv genutzt.
Zur Nutzung reicht auf Anbieterseite ein PC, eine Webcam und ein Mikrofon (bereits alles in Notebooks, Tablets oder Smartphones integriert) und ein Internetanschluss, auf Nutzerseite ein PC, Smartphone, … und ebenfalls ein Internetzugang. Alles das ist inzwischen in fast allen Haushalten in irgendeiner Form enthalten.
Dann kam Corona – Corvid 19 und veränderte vieles.
Lockdown, Schließung von Kirchen, Homeoffice, Absagen von Sitzungen und Konferenzen, dann nach Lockerung Hygienerichtlinien, massive Begrenzungen in der Teilnehmeranzahl von Veranstaltungen, Abstand halten etc..
Viele Gewohnheiten und Abläufe müssen neu gedacht werden.
Nun setzten nun auch viele Gemeinden, Vereine und kleine Firmen auf diese Medientechnik um überhaupt noch zu funktionieren und Menschen zu erreichen, Kontakt zu halten und Arbeiten am Laufen zu halten.
Der Einstieg ins Videostreaming ist denkbar leicht, wie bereits angesprochen reicht ein Smartphone, Tablet oder Notebook, um Ton und Video ins Internet zu bekommen. So starteten auch viele Gemeinden.
Nun, nach Monaten, muss man dreierlei feststellen,
- die Pandemie ist offensichtlich noch lange nicht vorbei, Einschränkungen gelten weiterhin
- die Streamingangebote werden von vielen Menschen gern angenommen, sogar von teilweise kirchenfernen
- aber auch, qualitativ lässt es vielfach zu wünschen übrig
Welche Ansätze, welche Möglichkeiten gibt es?
Hier muss klar unterschieden werden zwischen der Aufnahmetechnik einerseits und den technischen Gegebenheiten der Internetanbindung und dem gewählten Dienstleister.
Bleiben wir zunächst bei letzteren:
Die Qualität und Stabilität der Übertragung ist von zwei Faktoren abhängig:
– Geschwindigkeit der eigenen Internetanbindung, entscheidend ist hier der ‚upstream‘, der in der Regel ein vielfaches kleiner ist als der ‚downstream‘, den sie in der Regel nutzen, um Inhalte aus dem Internet anzusehen. Ein weiteres ist die Bandbreite, die der Streaming Anbieter zur Verfügung stellt. Hier kommen die werbefinanzierten Kostenlosangebote schnell an ihre Grenzen. Das ist auch verständlich. Die Anbieter sind kein Wohltätigkeitsverein sondern knallhart kalkulierende Konzerne. Und da ist dann häufig schnell Schluss. Stabile Übertragungen mit vielen Zuschauern sind in der Regel nur mit Beizahlangeboten sinnvoll umsetzbar. Das gilt übrigens auch im Videokonferenzbereich.
– das zweite Kriterium liegt im Bereich der eingesetzten Technik auf der Anbieterseite.
Stufen der Aufnahmequalität:
1.Stufe: Smartphone. Vielfach wird es eingesetzt. Gut positioniert kann das Bild recht gut sein, die eingebauten Kameras sind inzwischen sehr gut. Häufig hapert es aber an einem guten Ton. Gerade in halligen Räumen – und das sind unsere Kirchen zumeist – hat das Mikrofon, ausgelegt für Nahbesprechung, keine reelle Chance auf eine brauchbare Sprachverständlichkeit in der Aufnahme.
Eine erste Maßnahme wäre, über ein Adapterkabel den Ton aus der Beschallungsanlage ins Telefon einzuspeisen.
2. Stufe: Fernsehen lebt nicht nur von Bewegungsabläufen, sondern auch von verschiedenen Einstellungen, Perspektiven, mal Nahaufnahme, mal Totale, … . Viele Minuten auf eine stehende Abbildung des kompletten Chorraums zu blicken, die Akteure darin relativ klein zu sehen, wie sie mal am Pult, mal vor dem Altar und mal auf der Kanzel stehen, ermüdet. Bei professionellen Aufnahmen wird mit mehreren schwenkbaren Kamerapositionen, teils stationär, teils mobil gearbeitet. Nun kann man zwar auch bei einem Smartphone mit entsprechender Halterung schwenken und zoomen. Besonders letzteres macht sich aber in der Praxis nicht gut, da es mit den Fingern auf dem Display gemacht wird.
Hier kommt man an einen Punkt, an dem das Smartphone allein nicht mehr so ganz ausreicht.
Eine externe Kamera ist angesagt. Nun erfüllen Webcams diesen Zweck aber nicht, sie sind für Nahaufnahmen am PC gedacht. Eine Videokamera aus dem Comsumerbereich löst das Problem erst einmal. Die Bedienelemente sind greifbar, schwenken ist über ein einfaches Fotostativ ebenfalls möglich. Nur die Einspeisung in den PC liegt nicht gleich auf der Hand. Die Kamera gibt in der Regel ein HDMI-Signal. Der einfachste Weg ist ein Umsetzer, der das Signal von HDMI auf USB umsetzt, also den PC eine Webcam vortäuscht. Auch eine Umsetzung auf Netzwerk (LAN) ist möglich, aber aufwendiger, da es PC-seits dann auch Software benötigt, das Bildsignal umzusetzen
3. Stufe: Verschieden Perspektiven benötigen mehrere bzw. dazu mobile Kameras. Die Signale sind zu mischen, es benötigt im einfachsten Fall einen Umschalter, besser ein kleines Videomischpult. Hier hat sich im Markt seit den Anfängen der Coronakrise einiges getan, inzwischen sind kleine Geräte weit unter € 1000 erhältlich.
4. Stufe: Eine letzte Ausbaustufe bilden fernsteuerbare Kamera. Sowohl das Zoom als auch die Ausrichtung lassen sich über eine Fernbedienung steuern und immer wieder benötigte Positionen abspeichern. Dadurch lassen sie sich außerhalb Griffweite an Wänden oder Decken montieren, weder Stative noch Kabel stören die Veranstaltung. Die Steuerung erfolgt über eine kleine Fernbedienung oder Steuerpulte.